Fürsorge und Freiheit

Auf der Fahrt zum Pferde-Gestüt ziehen Sonnenblumenfelder am Sianas Autofenster vorüber. In dieser malerischen Umgebung biegt Khenn mit dem Wagen von der geteerten Straße ab. Wenig später steht Siana mit ihrem Papa am Zaun eines Übungsplatzes und beobachtet Khenn, wie er sich um ein junges Pferd kümmert, das sich kein Halfter mehr über den Kopf ziehen lässt, seit es bei einem Kampf von einem Hufschlag am Ohr getroffen wurde.

Khenn streichelt den jungen Hengst, gleitet mit der Hand über die Nüstern den Kopf hinauf und vorsichtig zu den Ohren. Doch da versteift sich das Jungpferd, es wirft den Kopf zur Seite, prescht mit einem Schnauben davon und galoppiert ein paar Runden. Khenn tritt einen Schritt zurück. Vertrauensvoll trabt das Jungpferd wieder zu ihm. Khenn arbeitet geduldig mit viel Streicheln und Lob. Er lässt sich Zeit. Wenn sich das Jungpferd verspannt, zieht er die Hand weg, tastet sich von neuem an den heiklen Bereich heran, gelangt immer näher, bis er zuletzt die Ohren in seinen Händen hält ... und das Pferd bleibt völlig ruhig bei ihm! Als hätte Khenn ein unsichtbares Seil in der Hand, führt er das Pferd zum Tor, öffnet es, und das Pferd folgt ihm völlig frei über den Hof zur Koppel. Siana sieht ihm verblüfft nach. Sie begleitet ihren Papa ebenfalls wieder zur Weide und steht dann mit Khenn in der Pferdeherde. Er streichelt dem Hengst die Stirn, und Siana zieht nachdenklich ihre Finger durch dessen Mähne.

„Khenn, darf ich Sie etwas fragen?“

Er hebt flüchtig den Kopf. „Selbstverständlich.“

„Würde man die Pferdeohren nicht schneller erreichen, wenn man das Pferd festbindet?“

„Siana, was würden Sie am liebsten tun, wenn Sie vor etwas Angst haben?“

„Wegrennen.“

„Was würden Sie tun, wenn man Sie aber festhalten oder festbinden würde?“

„Panik bekommen und schlagen und kratzen und beißen.“ Sie muss schmunzeln. „Gut, ich habe verstanden.“

„Siana, der junge Hengst hatte die Freiheit wegzulaufen, wenn die Anspannung für ihn unerträglich wurde. Er vertraute mir, weil er es selbst entscheiden konnte. Darum arbeitete er auch freiwillig mit.“

„Vertrauen hat also mit Freiheit zu tun.“

„Richtig. Außerdem mit Verbundenheit, und jemandem aus dieser Verbundenheit heraus zu glauben.“

„Hm. Das ist interessant. Im Althochdeutschen wurde das Wort ‘glauben’ ursprünglich von dem Wort ‘liob’ abgeleitet. Das heißt ‘lieb, vertraut, gern haben, bejahen’.“

Siana wird still und überlegt: Der Glaube bedeutet damit ja auch, dass man sich klar für Gott entscheidet, Ihn bejaht und Ihm vertraut, weil man erkannt hat, Er zwingt einen nicht, Er gibt jedem die Entscheidungsfreiheit. Man kann sich auf Ihn verlassen. Und das ist Vertrauen ...


Vertrauen, Entscheidungsfreiheit und das Wissen, dass man sich auf Gott verlassen kann, sind auch eine der Grundpfeiler, die uns Menschen durch die beschriebenen Zeiten in der Offenbarung führen. In diesem Buch in der Bibel sehen wir den Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Freiheit und Zwang. Doch in all diesen Konflikten eröffnet uns die Offenbarung den Blick auf die Frohe Botschaft, dass Gott letztendlich über Angst, Unglück und Verfolgung siegt ... und dass Er uns nie alleine lässt. Und wir werden Gottes Heils- und Rettungshandeln im Universum und im eigenen Leben erkennen. Deshalb möchten auch die folgenden Seiten keine theoretische Abhandlung sein. sondern vielmehr ein Blick auf Gottes Charakter und seinen Rettungsplan im Brief der Offenbarung und der Bibel. Lassen wir uns daher von Gott überraschen, wie viel Zuversicht Er uns durch die Offenbarung zu schenken vermag und wie sehr Er unser Leben dadurch bereichern kann.

Gottes Wort ist eine Offenbarung, und die Offenbarung ist eine Frohe Botschaft,
denn Gott kümmert sich um uns ... Er ist gut zu uns.