Im Herbst

Herbst - Jubel

‘Seht die Felder an! Sie sind schon goldgelb zur Ernte. Diejenigen, die ernten, sammeln Früchte für das ewige Leben, sodass sie sich gemeinsam freuen können.’

(s. Johannes 4,35-36)

Es ist Herbst und die Schöpfung kleidet sich in ein buntes Gewand. Die Birken tragen einen goldenen Blätterschmuck, Ahornblätter schimmern rubinrot, jede Baumart ziert sich mit einer anderen Farbschattierung von Hellgelb bis Purpur. Ich blicke von meiner Ernte im Garten auf, meine Röslein blühen noch immer wie kleine roséfarbene Murmeln. In den Gärten wiegen sich orange Ringelblumen im Wind, und Herbstastern, die wie rosa und fliederfarbene Strahlen-Sternchen auf langen Stängeln sitzen. Himbeerrotes Heidekraut grüßt in Pflanzkübeln an den Haustüren, Sonnenblumen winken über die Zäune und Stiefmütterchen wenden ihre lila-weißen Gesichter der Herbstsonne zu. In den Wiesen zeigen sich weiß die würzigen Schafgarben und von neuem die kleinen Gänseblümchen. Ich atme tief die milde Herbstluft ein und lege die geernteten Tomaten in meinen Korb. Rot leuchten sie mich an. Und grün die Zucchini. Kräuter werde ich noch ernten und sie trocknen. Basilikum, Schnittlauch, Rosmarin, Thymian, Apfelminze und Zitronenmelisse. Jeder Name ein Duft. Meine Eltern versorgten mich mit Kürbis, meine Freundin schenkte mir Äpfel und Birnen aus ihrem Obstgarten, und meine Zwetschgenbäume füllten mit ihren dunkelblauen Früchten meine Einmachgläser. Wie reich hat Gott den Herbst geschaffen! Er lässt ihn überquellen von Farben und Düften und Hochgenüssen!

Als wir Kinder waren, durften wir Kartoffelfeuer anzünden. Wenn wir die garen Kartoffeln aus dem Feuer rollten, waren sie so heiß, dass wir sie in den klaren Wiesenbach warfen und dort die schwarzverbrannte Schale abkratzten. Selbst mit den letzten Resten von Asche und verkohlten Stellen schmeckten sie so gut, wie keine saubere Kartoffel zuhause es vermochte. Auf dem Feld zogen wir backsteingroße orangefarbige Ackerrüben aus der Erde, höhlten das weiße Innere aus und kauten einige der süßlich-erdig schmeckenden Rübenschnitzel. In die hohlen Rüben, in die wir Muster oder lachende Gesichter geschnitten hatten, stellten wir in der Dämmerung Kerzen. Herbst ist wie ein lebendiges Erntedank- und Farbenfest!

Inzwischen wurde es Nacht und ich bin ins Haus gegangen. Da höre ich draußen ein ganz besonderes Rufen – ziehende Kraniche! Ich laufe hinaus auf die Dachterrasse und hoffe, dass ich sie sehen kann. Aber es ist zu dunkel. Nur hören kann ich sie. So stehe ich in der windigen Herbstnacht und lausche ihrem melodischen Rufen, bis es in der Ferne verklingt. Sie ziehen in ein wärmeres Land.

Herbst – er ist mit seiner Ernte ein Bild für Gottes Ernte, die Welternte am Ende der Zeit. Gott freut sich über seine treuen Kinder, die Er dann zu sich nach Hause holen kann. Es wird ein Fest sein, ein Freudenfest – wie bei einer Hochzeit. Denn Jesus wird sich für immer sichtbar mit seiner Glaubensgemeinde verbinden. Nichts mehr trennt uns von Ihm, keine Distanz, kein Schleier der Unsichtbarkeit. Und wie der Ruf der Kraniche, die von der Kälte in wärmere Länder ziehen, so werden wir Jesu Ruf hören, wenn Er kommt, um uns mit sich zu nehmen. Wir werden die kalte Welt verlassen und in ein herrliches Land ziehen, in Gottes Reich. Wollen wir mithelfen, dass Gottes Ernte groß wird? Willst du dabei sein und sein Fest mitfeiern? Ja, wir dürfen so viele wie möglich einladen ... zu seinem großen Freuden-Fest.

Jaimée M.


Wie ein Adler im Sturm

‘Die sich auf den Herrn verlassen, gewinnen neue Kraft,
sodass sie sich beflügelt aufschwingen wie mit den Flügeln eines Adlers.’

(s. Jesaja 40,31)

Der Adler scheint schwerelos zu schweben. Und doch ist es für mich ein machtvolles Erlebnis, als er mit seinen stattlichen Schwingen über mich hinwegstreicht. Er kommt mir dabei so nah, dass ich selbst seinen Flügelschlag hören kann. Und würde ich meine Hand ausstrecken, würden meine Fingerspitzen sein Brustgefieder streifen ... Hier, im Park eines Landschlösschens, findet eine Greifvogelvorführung statt und ich sitze staunend auf meiner Bank. Vor einiger Zeit habe ich eine Adlerfeder geschenkt bekommen. Sie steht in einer Muschelvase auf meiner Küchenkommode – damit ich sie immer sehen kann. Doch es ist natürlich weit beeindruckender, einen lebenden Adler im Flug zu beobachten. Er strahlt Kraft und Majestät aus. Und Mut, der so bezeichnend für ihn ist. Ein Adler spürt lange im voraus, wenn ein Sturm aufzieht, aber er hat keine Angst davor. Er wartet in einem Baumwipfel, bis der Sturm losbricht, dann breitet er seine Schwingen aus, lässt den Ast los und wird von dem Sturm hoch hinaufgetragen ... bis er den klaren lichtdurchfluteten Himmel über dem Unwetter erreicht – die Ruhe über dem Sturm.

Da ist auch noch ein anderer Sturm, der nachts über die Jünger Jesu hereinbricht, als sie mit ihrem Boot auf dem See sind. Sie haben Angst und kämpfen mit aller Kraft ums Überleben, während der pfeifende Orkan die Wogen aufpeitscht. Sie verstehen nicht, warum sie dieses Unglück überfallen musste, und sie fühlen sich verlassen und verloren. Doch Jesus steht am Seeufer und wacht mit aufmerksamem Blick über seine Jünger. Schließlich geht Er auf dem Wasser zu ihnen, um sie zu retten. Auf seinen Befehl legt sich das Unwetter, das Boot gleitet ruhig auf dem spiegelglatten See dahin. Die Jünger sind sprachlos.

So manche Stürme gab es auch schon in meinem Leben. Und ich hatte wie die Jünger gedacht, ich kämpfe verlassen und allein dagegen an. Doch Jesus ist noch immer derselbe. Er will uns nahe sein – und wenn Er dafür auf dem Wasser gehen muss. Oftmals, wenn mein Schiff wieder ruhig dahinglitt, begann ich zu verstehen, dass der Sturm nicht sinnlos war. Gott lehrte mich dadurch Geduld und Ausdauer, und gab mir Verständnis für Notleidende. Es zeigte mir auch, wie Er mich hält, wie Er mit mir hindurchgeht und wie Er die Schwierigkeiten überwindet. Und so oft hatte mich der Sturm zu Gott hinaufgetragen, weil Er mein einziger Halt war.

Gott lässt in unserem Leben immer nur das zu, was zu unserem Besten dient ... auch wenn wir es lange nicht verstehen. Er hat einen Weitblick, der Ihn befähigt, alles abzuwägen. Was immer uns geschieht, es musste zuerst an seinen Augen vorübergehen. Wir sind sicher in seiner Hand, auch wenn wir es nicht sehen oder fühlen. Er ist jede Sekunde unseres Lebens bei uns. Deshalb will ich vertrauen wie der Adler, und die irdischen Sicherheiten loslassen, so wie er den Zweig in der Baumkrone loslässt, um fliegen zu können. Gott trägt uns durch den Sturm hinauf, bis wir sein himmlisches Licht erreichen. Denn wenn wir zu Ihm fliehen, finden wir bei Ihm die Ruhe über dem Sturm ... Und daran wird mich nun meine Adlerfeder auf der Kommode erinnern.

‚Mit Gott wirst du fliegen wie ein Adler, während der Sturm im Leben singt.
Breite deine Flügel aus, mein Herz, lass los und vertrau.’

Jaimée M.


Ein Fahrrad für einen Herbsttag

‘Sein Wort ist nicht weit weg im Himmel und nicht jenseits des Meeres, sondern ganz nahe ist es dir, in deinem Herzen. Das ist das Wort des Glaubens, das wir verkündigen.’

(s. 5. Mose 30,12-14; Römer 10,6-8)

Für einen herbstlichen Radausflug mit meiner Freundin habe ich ein Fahrrad geliehen bekommen. Als wir aufsteigen, entdecke ich jedoch, dass ich mich zu meinem Sitz hinaufstemmen muss und dadurch die Lenkstange gerade noch mit den Fingerspitzen erreiche. Wenn ich sie richtig halten will, muss ich mich so weit hinunterbeugen, dass ich fast wie ein Rennradfahrer auf dem Fahrrad liege. Aber meine Freundin weiß Rat. Sie öffnet eine Halterung an der Sattelstange und wir drücken zu zweit den Sattel bis zum Anschlag hinunter. Voller Triumph steige ich wieder auf. Doch jetzt hocke ich wie auf einem Kinderfahrrad und beim Radeln scheinen meine Knie mein Kinn antippen zu wollen. Aber immerhin, es ist bequemer. Außerhalb des Dorfes fahren wir einen steilen Abhang zu einem Wassergraben hinunter, da wir dort die Räder auf einem Brett über den Bach schieben müssen, um den Flussdamm zu erreichen. Wie immer trete ich zum Bremsen mit dem Pedal nach hinten. Doch zu meinem Entsetzen drehen sich die Pedale ohne Widerstand rückwärts und das Fahrrad schießt mit unverminderter Geschwindigkeit auf den Bachgraben zu! Ungefähr einen Meter vor dem Bach fällt mir ein, dass ein Fahrrad mit 28 Gängen keine Rücktrittbremse besitzt, und fast genau an der Grabenkante überflutet mich die Erkenntnis, dass die beiden abstehenden Henkel an der Lenkstange ja Handbremsen sind, welche die Bremsfunktion übernehmen ... Warum ich so spät gebremst habe, verrate ich meiner Freundin jetzt aber nicht ...

Wir radeln schließlich am Fluss entlang, und ich atme entspannt auf. Die Herbstlandschaft ist wunderschön. Die Weidenbäume an den Ufern reflektieren sich im Fluss. Schwäne und Enten dümpeln auf der fast spiegelglatten Wasserfläche, und herbstliches Laub malt rot-gelbe Tupfen in die silbergrünen Fluss-Auen.

Gott ist ein vollkommener Schöpfer – im Gegensatz zu dem Fahrrad, mit dem ich auf längeren Strecken nicht fahren könnte. Irdische Dinge sind natürlich nicht immer passend und fehlerfrei, genauso wenig wie irdisch-menschliche Anschauungen auf die Dauer weiterhelfen. Nur Gottes Wort ist genau auf Herz und Sinn abgestimmt, sodass wir damit auf jeder Strecke unseres Lebensweges durchhalten können. Und auch wenn die Bedürfnisse der Menschen verschieden sein können, steht doch für jeden etwas genau Passendes in der Bibel: Gott schenkt darin Trost für den Traurigen, Mut für den Mutlosen, Kraft für den Schwachen, Aufmunterung für den Müden, Vergebung für den Beladenen, Weisheit für den Ratlosen, Verheißungen für den Bedürftigen, und für den Suchenden reiche Schätze der Erkenntnis – jene wahre Erkenntnis von unserem sorgenden Vater, seinem Rettungsplan und seinem Geschenk, das auf uns wartet. Gott geht jedem von uns entgegen. Er trifft uns dort, wo wir sind. Er blieb nicht auf dem Himmelsthron sitzen und erwartete, dass wir zu Ihm kommen, sondern Er kommt zu dir und zu mir und spricht uns an. Legen wir die eigenen zusammengezimmerten Anschauungen beiseite, halten wir inne und hören wir Ihm zu – Er hat ein passendes Wort, das für ein Leben lang hält. Denn Er weiß, was jeder von uns braucht. Er schätzt jeden als eine ganz einzigartige Person... und so schätzt Er auch ganz genau Dich.

Jaimée M.


Mona und der gesunde Vortrag

‘Freut euch zu jeder Zeit im Herrn! Und wieder will ich es sagen: Freut euch!’

(s. Philipper 4,4)

In unserer Kirchengemeinde findet heute Abend ein Vortrag über Gesundheit statt. Als Mitarbeiterin durfte ich für die Dekoration sorgen: Heidekrautstöckchen stehen auf den Tischen und weinrote Duftkerzen brennen in Windlichtgläsern – sie geben dem Saal eine gemütliche Note. Außerdem habe ich für die Zuhörer ein paar Gesundheitstipps mit Teebaumöl und Minzeöl mitgebracht, die so manch gute Dienste leisten können.

Anschließend folgt die Vorführung alter Hausmittel aus der Apotheke Gottes: Kräutertees, Hustensirup, Wickel und Umschläge, die unsere mütterlich emsige Mona vorstellt. Da bald die Erkältungszeit anbricht, sind die Ausführungen willkommen. Ungeschlagener Höhepunkt ist jedoch Monas Erklärung, wie man bei Entzündungen oder nach Zahnextraktionen einen Quarkwickel um Mund und Wangen gut befestigen kann. Man nehme eine Nylonstrumpfhose, schneide die Beine halb ab und binde in jedes verbliebene Halbbein einen Knoten. Dann schneide man drei Löcher in das Gesäßteil, eins für die Nase und zwei für die Augen, und ziehe sich das Ganze über den Kopf, um die Quarkauflage um den Mund festzuhalten, wo sie zu sein hat. Mona lässt es sich nicht nehmen, das auch zu demonstrieren. Sie hat extra eine Strumpfhose für diesen Zweck mitgebracht, schneidet die Beine ab, verknotet jedes Bein, löchert die Hose und stülpt sich das Ding mit viel Sinn für Humor über den Kopf ... und ähnelt nun einer Kreuzung zwischen Bankräuber und einem noch unentdeckten prähistorischen Zweifüßler mit Hasenohren, was allgemeine Heiterkeit bei uns Zuschauern im Saal auslöst. Doch so vermummt erklärt Mona noch dazu, dass sie nach einer Zahnfleischbehandlung beim Arzt diese Quarkauflagen-Methode angewendet habe, um ihren Ehegatten damit zu ’überraschen’, der völlig ahnungslos nach Hause kam und einen so präparierten Hasenohr- Bankräuber im Bett vorfand ... Der Saal quietscht und bebt vor Lachen ...

Ein gelungener Vortrag, mit dem wir auch noch weitere Tipps weitergeben. Denn Gott hat für uns viele natürliche Mittel, um Krankheiten zu bekämpfen und unser Immunsystem zu stärken. Dazu ist es gut zu wissen, wie stark auch unser Denken das Immunsystem beeinflusst. Gott ließ Paulus schon vor 2000 Jahren in der Bibel schreiben, dass es in Konfliktsituationen besser ist, alle Verbitterung und Zorn abzulegen, sich nicht anzuschreien oder verletzend zu sein, sondern stattdessen friedliche Lösungen zu suchen, mitfühlend zu sein und sich gegenseitig zu vergeben. Darüber hinaus erklärt er uns, wie wichtig es ist, eine innere Einstellung der Freude zu entwickeln und die Gedanken auf das auszurichten, was gut und erfreulich ist. Die Menschen hatten damals vermutlich noch keine Ahnung vom Immunsystem, aber Gott kannte es. Und durch Ihn wusste auch Paulus, was krank macht, oder was uns stärkt und Beziehungen heilt. Deshalb sieh auf das Schöne im Leben, denn deine Einstellung und Überzeugungen prägen dein Verhalten und deine Gefühle. Gott möchte uns helfen, eine gesunde und positive Gedankenwelt zu entwickeln, ‘und der Friede Gottes, der jeden Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Jesus Christus bewahren.’¹

¹ s. Phil 4,7

Jaimée M.


Eine Tür im Dunkeln

‘Wer in der Dunkelheit läuft, weiß nicht, wohin er geht. – Wer mir nachfolgt, wird nicht im Dunkeln gehen, sondern das Licht des Lebens haben.’

(s. Johannes 12,35; 8,12)

Es ist spät abends. Zeit, um den Tag ausklingen zu lassen. Ich sehe mich noch einmal in der Küche um, drücke die halboffene Verbindungstür in den Angeln zurück und halte in meinem Schlafzimmer Andacht. Dann kuschle ich mich entspannt in mein Bett und lösche müde das Licht.

Ich bin schon fast eingeschlafen, da schrillt das Telefon durch die Stille der Nacht und reißt mich aus meinen Halbträumen. Mit verschlafenen Augen schlüpfe ich benommen aus dem Bett. Um in die Küche zu rennen, ziele ich im Dunkeln auf die Verbindungstür ... doch „Rums!“ treffe ich in vollem Tempo die Kante des Türflügels, der nicht mehr wie erwartet weit offen ist, sondern wieder halb zu! Durch den Schwung werde ich zurückgeworfen und sehe mich schon dem Fußboden einen unfreiwilligen Besuch abstatten, aber netterweise fängt mich mein Bücherregal ab. Im Gegensatz zur Tür sind nun meine Augen weit offen. Ich hole tief Luft und nehme einen erneuten Anlauf, um in die Küche zu gelangen, stoße energisch den Türflügel ganz auf und erreiche endlich das Telefon. Als ich den Hörer abhebe, stelle ich jedoch fest, dass mein ganzer Aufwand unnötig war – Großartig! – Hellwach bin ich nun. Das ist aber nicht wirklich der Verdienst des Telefons. Dafür sorgte mein ungeplantes Rendezvous mit der Tür. Und das nur, weil ich im Dunkeln nicht bemerkte, dass sie wieder halb zu war. Als ich den Hörer auflege, muss ich über mich selbst lachen. Die Situation war einfach zu komisch.

Die Erleuchtung, dass man ja nur die Lampe einschalten braucht, kommt natürlich ein bisschen spät. Aber genauso tappe ich auch im Leben immer wieder im Dunkeln. Gott möchte mir sein Licht geben, um mir zu zeigen, wo Türen halb geschlossen sind. Doch oft genug nehme ich das Licht in seiner Bibel nicht in Anspruch, weil ich denke, ich weiß den Weg ja ohnehin. Dabei ist seine Bibel so wunderbar. Sie bringt Licht in unseren Alltag, in unsere Entscheidungen und in unser Denken. Dieses Licht in seiner Bibel vermittelt uns einen neuen Blick, es bewahrt uns vor dem Fallen, zeigt uns die Hindernisse in unserem Charakter und ermutigt uns, sie zu überwinden. Es schenkt uns viele Einblicke, wie man sich richtig verhält und wie sehr wir dadurch Frieden und Ruhe finden. Sein Wort macht unsere Herzen hell und hilft uns, für andere ein Licht im Leben zu sein. Es zeigt uns auch, wie Gott wirklich ist, und entlarvt die dunklen Lebenslügen des Feindes. Und es bringt uns sicher nach Hause in die Ewigkeit, denn wenn wir seinem Wort folgen, dann folgen wir damit Jesus nach. Er ist unser wahres Licht. Und so sagt die Bibel:

‘Sein Wort ist eine Leuchte für meine Schritte und ein Licht auf meinem Weg.’¹
‘Das ist das wahre Licht, das in die Welt gekommen ist und jeden erleuchtet. Denn das Wort wurde Mensch und wohnte unter uns.’²

Hätte ich nur das Licht angeschaltet, dann hätte ich gesehen, was ich im Dunkeln nicht erkannte. Gott ist so geduldig mit mir. Ich freue mich über sein Licht, mit dem Er uns erhellt und uns Erkenntnis schenkt. Wir haben einen wunderbaren Gott, und deshalb dürfen wir uns immer wieder sagen:

‘Mache dich auf und werde Licht, denn sein Licht ist über dir aufgegangen!’³

¹ s. Ps 119,105       ² s. Joh 1,9.14       ³s. Jes 60,1

Jaimée M.


Schwach und eingeschränkt, aber doch stark und frei

‘Sehr gerne will ich mich nun dessen rühmen, dass mein Körper schwach ist, denn dadurch ist Christus umso stärker in mir.’

(s. 2. Korinther 12,9)

Im vergangenen Sommer wanderte ich an einem wunderschönen Tag durch bewaldete Hügel. Die Vögel sangen, die Luft war warm, die Bienen und Fliegen summten geschäftig von einer Blüte zur andern, und als ich den Wald betrat, umfing mich der angenehm kühle Schatten. Schließlich rannte ich aus purer Freude einen steilen Waldhügel hinunter und sprang dabei über die Äste, die am Boden lagen. Ich fühlte mich so frei und jung wie ein Teenager ... bis ich unten ankam und spürte, dass meine linke Ferse schmerzte. Und das tut sie bis heute, vier Monate danach. Es hat mir eine langwierige Entzündung am Ansatz der Achillessehne eingebracht. Seitdem hinke ich.

Ich bin schon fast eingeschlafen, da schrillt das Telefon durch die Stille der Nacht und reißt mich aus meinen Halbträumen. Mit verschlafenen Augen schlüpfe ich benommen aus dem Bett. Um in die Küche zu rennen, ziele ich im Dunkeln auf die Verbindungstür ... doch „Rums!“ treffe ich in vollem Tempo die Kante des Türflügels, der nicht mehr wie erwartet weit offen ist, sondern wieder halb zu! Durch den Schwung werde ich zurückgeworfen und sehe mich schon dem Fußboden einen unfreiwilligen Besuch abstatten, aber netterweise fängt mich mein Bücherregal ab. Im Gegensatz zur Tür sind nun meine Augen weit offen. Ich hole tief Luft und nehme einen erneuten Anlauf, um in die Küche zu gelangen, stoße energisch den Türflügel ganz auf und erreiche endlich das Telefon. Als ich den Hörer abhebe, stelle ich jedoch fest, dass mein ganzer Aufwand unnötig war – Großartig! – Hellwach bin ich nun. Das ist aber nicht wirklich der Verdienst des Telefons. Dafür sorgte mein ungeplantes Rendezvous mit der Tür. Und das nur, weil ich im Dunkeln nicht bemerkte, dass sie wieder halb zu war. Als ich den Hörer auflege, muss ich über mich selbst lachen. Die Situation war einfach zu komisch.

Man ist eben doch nicht mehr zwanzig. Das merke ich auch daran, dass die Brennholzkisten, die ich die Treppe herauftragen muss, jedes Jahr schwerer werden. Ich war noch nie besonders stark, aber wie schwer fällt es einem oft, die eigenen Begrenzungen anzunehmen. Manchmal möchte man sich am liebsten von seinem Körper trennen. Aber das geht nicht, denn unser Körper, das sind wir selbst. Wenn wir unseren Körper ablehnen, lehnen wir uns selbst ab. Den Briefen, die Paulus schrieb, lässt sich entnehmen, dass er mit einem Augenleiden kämpfte, durch das er sehbehindert war. Er flehte Gott an, geheilt zu werden. Gott antwortete ihm: ‘In deiner Schwachheit bin ich stark.’¹ Gott sagt das auch zu uns. Er gab uns mit Paulus ein Beispiel, um uns zu erklären, wenn wir schwach sind, dann ist Er stark. Wir dürfen in dem Wissen ruhen, dass Er uns nicht als geringer einstuft, Er sieht uns in unseren Begrenzungen nicht als eingegrenzt an. Im Gegenteil, Er ehrt uns sogar, indem Er uns sagt, dass Er damit endlich in uns stark sein kann. Und dadurch wird Er in unserem gebrechlichen Körper verherrlicht. Er liebt uns mit unserem Körper, so dürfen auch wir unseren Körper annehmen, ja, ihn lieben. Alles, was uns geschieht, hat eine besondere Bedeutung in Gottes Plan. Er tut nichts Sinnloses, Er liebt dich zu sehr, als dass Er so etwas tun würde.

Doch das Größte ist: Jesus kam zur Erde und nahm einen menschlichen Körper an, der schon allein im Vergleich mit seiner vollkommenen Göttlichkeit sehr begrenzt und eingeschränkt war. Aber Er ging noch weiter: Er wurde einer von uns mit unseren gezeichneten Körpern ... am Kreuz. Als Er nach der Auferstehung seinen Jüngern begegnete, trug Er noch immer die Wundmale. Und im biblischen Buch der Offenbarung wird Er als Lamm symbolisiert, das noch immer die Zeichen der Opferung trägt. Wenn Jesus zurückkehrt, wird Er unseren Körper erneuern und verwandeln, doch Er wird wohl der Einzige sein, der laut der Offenbarung auch dann noch einen gezeichneten Körper trägt. Wir haben nur hier und heute die Gelegenheit, es als einen Segen anzusehen, wenn wir Ihm darin gleichen. Nur heute können wir Ihn damit ehren. Wenn wir unseren gezeichneten Körper ablehnen, bedeutet das, wir lehnen diesen Segen ab, Jesus darin zu gleichen. Später können wir das nicht mehr und wir mögen es bereuen, die Freude verpasst zu haben, dass wir wertgeachtet worden sind, mit Ihm einen gebrochenen Körper zu teilen. Im Himmel werden wir diese Gelegenheit nicht mehr haben, wir werden vollkommen geheilt sein. Er nicht. Er trägt die Male von Nägeln, Dornen und einem Speer für alle Ewigkeit als eine Erinnerung an sein Opfer der Liebe. ‘Er wurde verachtet, Er war ein Mann, der mit Schmerzen und der Leiden vertraut war. Es sind jedoch unsere Leiden und unsere Schmerzen, die Er getragen und auf sich genommen hat.’² Und durch sein Leben und seinen gezeichneten Körper sehe ich nun mein Leben anders. Ich muss meine körperlichen Begrenzungen nicht mehr verstecken. Diese Freiheit, die Er uns kostenlos schenkt, hat Ihm fast alles gekostet.

Jesus hat für dich die Zerbrochenheit in einem menschlichen Körper auf sich genommen, willig, seine Zeichen und Begrenzungen für alle Ewigkeit zu tragen ... aus Hingabe. Eine Liebe und Hingabe, die ich nicht fassen kann, nur versuchen kann, heute zu ehren ... aus Liebe.

¹ s. 2 Kor 12,9       ² s. Jes 53,3-4

Jaimée M.


Pferde-Verbundenheit

‘Ich habe sie mit dem Band der Liebe zu mir gezogen.
Jesus sagte: ‚Komm, folge mir nach.’ Da stand er auf und folgte Ihm nach.’

(s. Hosea 11,4; Matthäus 9,9)

Das schwarzbraune Pferd sieht mich neugierig an. Ich habe in einem meiner Pferde-Bücher gelesen, dass es in der Natur der Pferde liegt, den Bewegungen des sorgenden Leitpferdes vertrauensvoll zu folgen. Deshalb könne man ein Pferd allein dadurch führen, dass man mit ihm Blickkontakt aufnimmt, in einer bestimmten inneren Führungshaltung die Stelle des Leitpferdes einnimmt und vor ihm hergeht. Ich will nun wissen, ob das stimmt. Deshalb habe ich mich zu der Herde auf die Stallkoppel gesellt und mir für das Experiment den Schwarzbraunen ausgesucht. Mit einem stummen ‚Komm, folge mir’ gehe ich langsam rückwärts. Der Schwarzbraune setzt sich tatsächlich in Bewegung und trottet mir nach! Ich gehe noch ein paar Schritte rückwärts, drehe mich dann um und blicke zurück, ob er mir weiterhin folgt. Das tut er. Aber weil wir an den Futterkrippen vorbei müssen, zeigt es sich, dass die Futteranziehungskraft stärker ist als meine Führungskompetenzen. Er biegt ab und versenkt seine Nase im Heu. Ende des Experiments. Aber ich gebe noch nicht auf und suche mir ein anderes Pferd aus. Mit demselben Ergebnis: Nach ein paar Schritten endet seine Nachfolge an der Futterkrippe. Gut, dann wähle ich mir eben ein Pferd beim Stall aus. Auch da folgt mir ein Pferd ein Stück, als aber ein anderes Pferd im Stall auf die Beine springt, bricht mein Pferd zur Seite aus, und vorbei war’s.

Schön, noch ein letztes Mal. Am Koppelzaun steht ein Schecke mit rotbraunen Flecken auf weißem Fell. Er beobachtet mich mit aufmerksam gespitzten Ohren, als ich zu ihm gehe. Guter Anfang. Ich bleibe stehen, sehe ihn an und sage stumm zu ihm ‚Komm, folge mir.’ Wieder trete ich langsam zurück. Er senkt entspannt den Kopf und trottet brav hinter mir her. Ich bin entzückt! Als ich richtig herum weitergehe, zeigt mir ein Schulterblick, dass er mir immer noch folgt. Ich werde mutiger und beginne schneller zu laufen. Er tut es auch. Da sprinte ich zum Stallhof hinauf, und mit wehender Mähne und schwingendem Schweif trabt er mir nach, als wären wir mit einem unsichtbaren Band verbunden. Ich laufe auf den Zaun zu, kehre in einem großen Bogen über den Stallhof um und renne wieder Richtung Koppel. Der Schecke trabt mir schnell und leichtfüßig in einem eleganten Bogen nach, er folgt meinen Bewegungen wie ein Spiegelbild! Es funktioniert! Erst als er beim Stall von ein paar Pferden abgelenkt wird, schert er aus. Ich halte an und sehe ihm fasziniert nach. Es funktionierte tatsächlich! Kein Strick, nur ein unsichtbares Seil verband uns.

Genauso ist es auch mit uns und Jesus. Er will uns auch führen, Er geht uns voran und spricht zu uns: ‚Komm, folge mir nach.’ Durch die Bibel, die Ihn und sein Leben beschreibt, lernen wir Ihn immer besser kennen. Wir sehen, wie Er sich ‘bewegt’, wie Er die Liebe auslebt, und wir lernen, Ihm zu vertrauen. Wenn wir auf Ihn schauen, dann verbindet auch uns ein unsichtbares Band mit Ihm. Seine Bewegungen werden auch unsere Bewegungen und wie ein Spiegelbild werden wir Ihm ähnlich. Lassen wir uns nicht ablenken und folgen Ihm vertrauensvoll nach, denn wir dürfen wissen, Er führt uns richtig und sorgt für uns. Er ist der beste Führer, den es gibt ... weil es seine Liebe ist, die Ihn mit dir verbindet.

Jaimée M.